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Politik ist unsexy

Letzte Woche war ich auf zwei Veranstaltungen, bei denen die Unzufriedenheit mit „der“ Politik ausgedrückt wurde und „sich da doch endlich etwas tun müsse“. „Deshalb bin ich heute hier.“ Ich war hoch erfreut das zu hören, denn genau diese politische Stoßrichtung ist auch meine urtiefe Überzeugung und Antrieb meines Wirkens.

Leider blieben die Arbeitsgruppen zur politischen Arbeit dann im weiteren Prozess der Veranstaltungen sehr verwaist.

„Politik ist einfach unsexy“, höre ich oft.

Für mich liegt dieser Eindruck in mindestens diesen zwei Punkten begründet:

  1. Uns fehlt im Allgemeinen als Bürgerinnen und Bürgern schlicht und einfach das Wissen. Das hat viele Gründe. Zu wenig Raum in der Schule. Und notgedrungen verkürzte Darstellungen in der Kommunikation. Deshalb fehlen uns die Instrumente, wie sich Themen denn politisch überhaupt bearbeiten lassen. Wir fühlen uns unwohl, wenn wir etwas nicht wissen. Davon lässt man lieber die Finger. Diese Reaktion ist menschlich. Und es entsteht die berechtigte Frage, wo man bloß ansetzen soll. Wie bei allem gilt auch hier: Das kann man lernen! Und wir kennen dieses Unwohlsein, das sich zu einer handfesten Prokastination ausbilden kann, auch aus anderen Bereichen unseres Lebens. Irgendwann kommt man nicht drum herum und muss sich dem Thema stellen. Oder man muss das Thema fallen lassen. Und die Unzufriedenheit mit „der“ Politik gleich mit.
  2. Viele empfinden das politische System als abgekoppelt vom eigenen Leben. „Die Politik“, „die da oben“, „es läuft so viel schief“, „das bringt ja eh nix“. Um nur ein paar der häufigsten Reaktionen, die ich erlebe, zu nennen. Dabei spielt sich unser ganzes Leben sehr alltagsnah im politischen System ab: Kosten und Öffnungszeiten der Kita, DSGVO, Regelung zur BAFöG-Vergabe, Angebot an öffentlichem Nahverkehr und und und und und... Von scheinbar(!) Außen dieses System abzuwerten, das liegt nahe und fällt leicht. Immer wieder staune ich als politisch aktiver Mensch, wie komplex auch sogenannte kleine Themen sind. Wie viele verschiedene Interessen dabei eine Rolle spielen. Die auch erstmal ihre Berechtigung haben. Wie unterschiedlich die Meinungen dazu sind. Und wie sehr man sich im Weg zum gleichen Ziel uneinig sein kann. Hier lautet meine Devise: Besser machen statt besser wissen! Solange wir uns nicht mit an den Tisch setzen, mit diskutieren, mit um die beste Lösung ringen und einen Kompromiss finden. - In einer möglichen Form geschieht dies durch Informieren und die Stimmabgabe bei Wahlen. Noch wirkungsvoller mithilfe von Engagement in Parteien oder Organisationen. - Solange müssen wir damit leben, dass andere die Rahmenbedingungen festlegen, die doch so handfest unseren Alltag mit bestimmen. Und das scheint ja offenbar nicht gewollt zu sein. Oder wie versteht Ihr die eingangs wiedergegebenen Äußerungen?

Warum ist Politik für Euch unsexy?

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Kommentare: 1
  • #1

    Marc (Montag, 06 August 2018 13:22)

    Huhu toller Beitrag, werd mal was dazu beitragen.

    "Immer wieder staune ich als politisch aktiver Mensch, wie komplex auch sogenannte kleine Themen sind. Wie viele verschiedene Interessen dabei eine Rolle spielen. Die auch erstmal ihre Berechtigung haben. Wie unterschiedlich die Meinungen dazu sind. Und wie sehr man sich im Weg zum gleichen Ziel uneinig sein kann."

    Mit dieser Passage, sprichst du mir aus der Seele!

    Ich für meinen Teil finde allerdings Politik sexy. Dennoch bemerke ich auch diese Politikverdrossenheit, und könnte nur die Punkte der Resignation/mangelndes Vertrauen in die Politik mit dir besprechen.

    Dies finde ich für mich destruktiv. Mich dagegen reizt es mehr, Wissen über das kleinteilige und filligrane Vorgehen in der Politik bishin zum fertigen Kompromiss der Geselschaft nahe zubringen.

    Beispiele:
    Veranstaltungen, Events der Fraktionen und der Bezirksausschüsse, um den Bürgerinnen und Bürgern
    die politische Arbeit aus erste Hand zu vermitteln. Ein Bild der verschiedensten Bereiche wie Tätigkeiten und Aufwendungen zu vermitteln, um den Bürger/rinnen ein lebendigen Organismus aufzuzeigen.

    Ich möchte jetzt nicht unbedingt auf eine Freibier Kultur hinaus, dennoch fand ich das daß Green Dinner ein guter Anfang ist.
    Dem Bürger nicht nur am Infostand oder der Haustüre zu informieren, sondern den Bürgerinnen gleichzeitig ein kleines Abendprogramm anzubieten, an dem er sich nach seinem persönlichem Interesse informieren kann.

    Ein essenzieler Punkt ist glaube ich auch, das wir Wähler nur ansprechen, wenn Wahlen stattfinden.Das sollten wir auch ändern, dringend!

    Liebe Grüße
    Marc