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Denkt problemorientiert!

Immer wieder erlebe ich es in meinen Workshops und in der Einzelberatung mit Kunden, dass es vielen Menschen schwerfällt in politischen Kategorien und Lösungen zu denken. Für viele ist Politik einfach ein sehr unbekanntes Metier und von daher ist dies wenig verwunderlich. Hier will ich Euch einen Trick verraten, mit dem dieser Sprung etwas leichter gelingt.

Erst das Problem, dann die Lösung

Auch ich bin wahrlich kein Fan von Gejammere und rückwärtsgewandtem Denken. Wir sollten in die Lösung kommen, unbedingt! Mit meinem etwas provokantem Titel möchte ich Euch allerdings die Hand reichen, wenn Ihr vor dem weißen Blatt sitzt und versucht politische Forderungen - ich könnte auch sagen: politische Lösungen - zu formulieren.

 

Häufig formulieren Kund*innen oder Kursteilnehmer*innen Sätze wie:

"Alle Kinder sollen gleiche Bildungschancen haben"

 

Das sind für mich eher universelle Werte, Visionen oder Haltungen. Über die in der Regel übrigens bereits Einigkeit herrscht, sie sind in der UN-Kinderrechtskonvention, in unzähligen Koalitionsverträgen und Parteitagsbeschlüssen festgehalten. Und das sind keineswegs Floskeln. Da wollen alle hin. Natürlich sollen Kinder gleiche Bildungschancen haben. Wenn das als Forderung formuliert wird, ist das Äquivalent in der Problembeschreibung, dass sie derzeit keine gleichen Chancen haben. Das bringt mich nur im konkreten Alltag sehr wenig weiter. Die Frage ist wie erhöhe ich denn die Bildungsgerechtigkeit? Mit welchen Maßnahmen komme ich dieser Vision einen Schritt näher?

 

Und an dieser Stelle möchte ich Euch gerne einladen, mal so richtig schön und in all den Facetten die Probleme, die Euch in Eurer alltäglichen Arbeit begegnen, aufzuschreiben. Welche Hemmnisse und Hürden gibt es, die beispielsweise gleichen Bildungschancen in Deutschland im Weg stehen? Ist es beispielsweise, dass die Eltern 5 € zu viel verdienen, so dass dem Kind das BAföG nicht gewährt wird? Und das begegnet Euch immer wieder? Dann könnte daraus abgeleitet eine Forderung lauten, dass die Bemessungsgrenze beim Einkommen der Eltern auf x Euro angehoben werden sollte.

 

Damit bewegt Ihr Euch also auf einer sehr viel konkreteren Ebene und macht Euch so nebenbei zu attraktiven Gesprächspartner*innen. Denn Ihr kennt die Probleme aus der Realität. Und genau das will ja auch die Politik von Euch in Gesprächen erfahren, so dass sie gesetzgeberisch tätig werden kann, um Mängel von aktuellen Regelungen zu beheben.

 

Außerdem kommt noch ein weiterer Aspekt dazu: Ich persönlich bin es ein bisschen müde, Sätze zu hören wie "die Politik müsste mal...". Auch wenn es im Außen vielleicht anders wirken mag: Es gibt in allen Parteien sehr viele engagierte Leute (zum größten Teil übrigens Ehrenamtliche), die sich in vielen Sitzungen Gedanken um genau solche Fragen machen und mit viel Herzblut verschiedene Ideen entwerfen und diskutieren. Das mag vielleicht nicht alles von gleich hoher Qualität sein und natürlich drücken sich in den verschiedenen Parteien auch unterschiedliche Weltanschauungen aus. Ihr bereichert den Diskurs mit Eurer Perspektive und Euren Erfahrungen mit Sicherheit. Hierfür ist es aber notwendig, dass Ihr Probleme benennen könnt, die dort noch niemand auf dem Schirm hat. Und eigene Lösungsvorschläge in die Debatte miteinbringen könnt. Bzw. bereits vorhandene Lösungsvorschläge aus dieser Logik heraus unterstützen/ablehnen und dies argumentativ unterfüttern könnt. Also auf dieser sehr konkreten Ebene agiert.

 

Die Visionsfindung steht natürlich an erster Stelle, aber ich vermute, dass Ihr über dieses Stadium eigentlich bereits hinaus seid, wenn Ihr Euch mit Lobbying beschäftigt und Euren Interessen mehr Gehör verleihen wollt. Ich wünsche Euch ganz viel Erfolg auf diesem Weg!


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